Umbau einer Trattoria

 

Nach über 11 Jahren Mosaikarbeiten mit diversen Ausstellungen in und um Hannover, Auftragsar­beiten und Kursen in meiner Werkstatt, hatte ich die tolle Chance, beim Umbau der italienischen Trattoria meines Mannes, die Räume neu zu gestalten. Das war im Frühjahr 2008.

 

Die Aufgabe war es, unser klassisches, italienisches Ristorante mit der in einem Fachwerkhaus be­stehenden Trattoria zusammenzubringen (ca. 170 qm mit 70 Sitzplätzen innen und weiteren 50 Sitz­plätzen draußen). Ich fand es anfangs schwierig, die klassische Eleganz des Ristorantes mit dem me­diterranen Charme der „alten“ Trattoria (mit meinen ersten Mosaiktischen…) zu verbinden. Die bestehenden Räumlichkeiten wurden von der Größe verdoppelt; daher gab es nun zwei Eingangstüren und verschiedene Bodenbeläge….

 

Die Herausforderung reizte mich künstlerisch sehr und die Möglichkeit, sich ein ganz neues Konzept auszudenken, beflügelten mich zu 1.000 Ideen….

Viele dieser Visionen mussten in hitzigen Diskussionen mit meinem Mann - über praktisch? machbar? bezahlbar?!? und trotzdem schön!!! – wieder verworfen werden.

Auch die Kommentare der Handwerker: „Technisch nicht machbar!“ spornten mich eher an zu bewei­sen, dass mit Phantasie und Willen viel mehr möglich ist, als aufzugeben und eine Einrichtung „von der Stange“ zu nehmen… Je mehr Schwierigkeiten sich mir in den Weg stellten, desto ausgefallener wur­den irgendwann die Lösungen. Die ersten Umbauarbeiten begannen im Oktober 2008, während das Ristorante und die Trattoria weiter geöffnet blieben.

 

Ich ging mit meiner murrenden Familie im kalten November in den Wald um schön gewachsene Bir­kenstämmchen vor dem ersten Schnee zu sammeln. Heute sind sie stolz darauf, denn es sind unsere viel kommentierten „Gardinenstangen“, die auf einem handgeschmiedetem Kringel liegen, an denen dann schlichte Leinenvorhänge geknotet sind.

 

 

Ich habe viel mit natürlichem Material und Farben gearbeitet, weil ich dann besser meine Idee um­setzen kann, das Geschäft ständig neu zu dekorieren. Ich wollte die Farben und Stimmungen der Jahreszeiten in Kerzen, Schürzen, Fensterdekorationen und Mosaikbildern an den Wänden aus­drücken können, ohne dann Schwierigkeiten mit schon vorhandenem Inventar zu haben. Auch alle meine Mosaiken in den Tischen sind im Gegensatz zu früher nur kleine naturfarbene Einlagen. Ich habe mir zwar sehr besondere Mühe mit diesen kleinen Mosaiken gegeben (z.B. kleine vorher ge­brochene, glasierte Keramik, selbst

gebrannt mit z.T. geprägtem Ton aus Muscheln und Schwieger­mutter-Aussteuer-Spitze….) aber sie sind insgesamt eher unauffällig, so dass ich nach Herzenslust bei Festen die Tische dekorieren kann.

 

 

 

Die beiden Türen und den unterschiedlichen Fliesenbelag habe ich vor unserer Holz-Theke mit einem 9 qm großem Kieselsteinmosaik verbunden. In der Mitte liegt eine dicke Glasplatte in Rautenform im Mosaik versenkt. Die Größe der Platte musste ich von meiner ersten Vorstellung merklich reduzieren, da ich die Platte öfter hochheben wollte, um meine jahreszeitliche Deko im Boden zu versenken.

Im Moment ist die Raute mit Kunstschnee und Glaskristall-Sternen gefüllt, bald kommt Moos mit Oster­eiern rein, Sand mit Muscheln oder zu besonderen Anlässen - wie Hochzeiten -Rosenblätter mit Cham­pagnerflasche…. Die Raute ist vor unserer riesigen, täglich wechselnden Menü-Tafel ein echter Hin­gucker! Sie ist 80 x 60 cm groß, so dass es viele Möglichkeiten gibt, sie zu füllen; mir macht das Dekorieren riesigen Spaß!

Das Mosaik legen selber hat zwar 3 Wochen gedauert, jeden Tag min 10 – 12 Stunden, aber es hat mich eher beruhigt in dem ganzen lauten Umbaustress, obwohl die Zeit langsam knapp wurde...

 

Der Kronleuchter musste noch seine Kupferpatina bekommen und mit Messer und Gabeln bestückt werden, die Thekenverkleidung setzte ich mit Weinkistendeckeln als „Mosaik“ zusammen, das Glas­mosaik in einem alten Stallfenster hatte ich ein Glück schon vorher fertig, denn zu so einer Feinarbeit (mit Perlensträngen und Kleber auf Glas…) fehlte mir zum Schluß die Ruhe!

 

Irgendwann während des Umbaues erkannte ich, dass ich mit meinen Ideen bis zur Eröffnung nicht fertig werden konnte. So entstand mein für mich sehr tröstliches Credo: Es wird nie fertig, es wird sich immer durch neue Ideen verändern, es wäre tot, wenn es fertig ist, zu Ende wäre!

 

 

Daher habe ich z.B. erst im Sommer in den Gästetoiletten - ohne Hetze! – schwarz-weiße Kieselstein-Mosaik-Waschbecken gearbei­tet.

 

Ich hätte natürlich gerne in der Umbauzeit vieles (am liebsten alles!!!) alleine gemacht, aber meine Kräfte und Zeit schwanden, so dass ich dankbar über Maurer, Maler und viele liebe Helfer war .Trotzdem war ich in dieser Zeit oft der „Schrecken der Handwerker“. Erst als ich einen Steinbogen rund mauerte und am nächsten Morgen wundersamerweise kein Stein am Boden lag, bekam ich den lang ersehnten Respekt meiner männlichen Helfer…

 

Ein Glück hatte ich als Helferin auch meine Freundin Katja Ronnenberg, die normalerweise zauber­hafte Bilder malt. Sie verstand, was ich wollte und bemalte mit mir z.T. nachts über 70 Holzstühle, in die vorher unser Holzlogo in Kupfer-Patina, eingesetzt wurde.

 

Im letzten Moment habe ich (hinter dem Rücken meines Mannes…) noch mal unsere 2. Wandfarbe vom Maler umstreichen lassen – sehr zum Entsetzen der Umherstehenden! Denn es war doch eine tolle

Auberginen-Farbe zu dem hellen Sand-Ton!? Oder ? Nein! Ich hatte die fertige Trattoria ja im Kopf und wollte ja meine wechselnde Jahreszeiten-Deko umsetzen. Die Farbe war viel zu „interessant“ und do­minant für sich alleine!

 

Als Leser versteht man vielleicht jetzt, warum ich bis zur Eröffnung manchmal sehr unbeliebt war….

 

Anfang Februar 2009, nach 6-wöchiger intensiver Umbauzeit, eröffneten wir unsere „neue“ Trattoria Pasta e Vino. (Wir haben viele sehr begeisterte Gäste, viele loben sowohl das Ambiente als auch die täglich wechselnden Gerichte der Küche. Mein Mann hat mir meinen vielen Stress mit ihm verziehen, ist sehr glücklich und fühlt sich „wie auf einer echten italienischen Piazza, in einer Bar seinen Espresso genießend…“ Der ganze Kraftaufwand hat sich gelohnt!

 

Ich freue mich, mir eine Plattform geschaffen zu haben, auf der ich noch lange kreativ tätig sein kann! So werden noch die vielen jahreszeitlichen Mosaikbilder entstehen, die letzten Tische bekommen noch kleine exquisite Mosaikeinlagen und die Terrasse incl. Wintergarten schreit auch noch nach Mosaik!... vielleicht Muschel-Säulen mit Glassteinen?, im Fußboden sehen bestimmt einzelne Kieselstein-Mosaik-Fragmente in kaputten Waschbetonplatten-Stücken gut aus…so sieht auch mein privater Gartenweg aus…

 

 

 

Ich habe noch viele Ideen und hoffe, dass sie sich nicht gegenseitig im Kopf überholen, bevor ich sie verwirklichen kann...Aber langsam finde ich wieder die Ruhe in meiner Werkstatt und freue mich, Mosaik-Träume aus meinem Kopf in die Tat umzusetzen – ohne Auftrags-Stress – und sie bei uns in der Trattoria präsentieren zu können, entweder zum Verschönern unseres Ristorantes oder auch zum Verkaufen. – Angelika Algieri

 

Mosaikarbeiten

Angelika Algieri

www.mosaikarbeiten.de